Geburt
Die Geburt eine Alpakas
Die Geburt des ersten Crias (Fohlen) ist für die meisten Alpakahalter wohl der spannenste Moment überhaupt.
Lange Zeit wird darauf hingefiebert und die ersten Anzeichen für die nahende Geburt werden gesucht.
Wir möchten Ihnen hier einige Informationen zur Verfügung stellen, wie man sich auf die Geburt vorbereiten kann, was Anzeichen für die nahende Geburt sein können, wie man sich der werdenen Mutter gegenüber verhalten sollte, wie die Fohlen zu versorgen sind und was im Ernstfall bei Problemen zu tun ist.
Alle Informationen die wir Ihnen hier zur Verfügung stellen, sollen Ihnen behilflich sein, gut vorbereitet zu sein so wie sich angemessen zu verhalten. Alles was sie im Folgenden lesen können, sind praktische Erfahrungen von uns, so wie befreundetet Züchtern. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit und im Zweifel ist immer den Anweisungen eines Tierarztes folge zu leisten.
Alle notwendigen Sachen für die Geburt und danach finden Sie unter:
www.alpaka-oase.de
Alpaka Fohlen spielen
Vier Crias auf einem Hügel
Übersicht
- Vorbereitung auf die Geburt
- Zeitpunkt der Geburt
- Wann ist es soweit? - erste Anzeichen
- Beginn der Geburt
- Die Geburt
- nach der Geburt
- Versorgung des Crias
- die ersten Stunden
- mögliche Probleme
Zeitpunkt der Geburt
In der Regel bringen Alpakastuten ihre Crias immer am Vormittag bis hin zum frühen Nachmittag zur Welt.
Optimalerweise an einem schönen sonnigen Tag.
Dieses Verhalten / Instinkt kommt vermutlich daher, dass die Zunge der Alpakas zu kurz ist um ihre Fohlen trocken zu lecken.
(Das Alpakas überhaupt nicht lecken können, so wie viele behaupten, ist falsch. Man kann liebevollen Müttern öfters zusehen wie sie ihre Schützlinge ablecken.)
Da das Klima in den Anden, im Ursprungsgebiet der Alpakas, auch meist recht rauh ist und die Nächte kalt sind, bringen die Stuten dort Ihre Fohlen bei Sonnenschein zur Welt. Die dort, auf Grund der Höhe, sehr kräftige Sonne trocknet die neugeborenen Alpakafohlen schnell ab.
Wir selbst hatten noch nie eine Geburt in der Nacht.
Alle Crias kamen immer zwischen ca. 8 Uhr Morgens und 13 Uhr Nachmittags.
Wobei eine einzige Geburt eine Ausnahme darstellt. Die trächtige Stute, schon mehrfache Mutter war vom Termin schon soweit, und verwechselte ein, um die Mittagszeit geborenes, Fohlen einer anderen Stute mit ihrem Eigenen. Dies löste dann nach wenigen Stunden die Geburt aus (ca.16 Uhr)
Jedoch von Züchterkollegen wissen wir: Ausnahmen bestätigen die Regel!
Auch das Wetter muss natürlich nicht immer strahlender Sonnenschein sein.
- Wenn eine dreiwöchige Schlechtwetterperiode herrscht, kann die Stute es nicht solange hinauszögern.
- Und auch eine erstgebärende Stute, die evtl. nicht mal weis was da überhaupt kommt, wird sich den Tag auch nicht unbedingt aussuchen.
Wann ist es soweit? - Erste Anzeichen
Die ersten Anzeichen einer Geburt hängen stark von der jeweiligen Stute ab.
Kennt man sein Tier gut, und ist es eine Stute die schon ein Fohlen hatte, ist es leichter einzuschätzen.
Typische Anzeichen sagt man sind:
- Die Stute legt sich oft hin und steht gleich wieder auf.
- öffteres Aufsuchen des Kotplatzes. Wenn Alpakastuten merken, dass die Geburt naht, entleeren sie vorher meist ihren Darm.
- Unruhe, die Stute geht oft in den Stall und gleich wieder nach draussen
- hohe Aufmerksamkeit der Stute, starkes Beobachten der Menschen. - dies ist oft der Fall bei Importstuten und ängstlichen Stuten, sie möchten in der Regel keine Anwesenheit des Menschen.
Jedoch ist es oft schwer die Anzeichen zu erkennen, wenn es überhaupt welche gibt.
Ich erinnere mich noch gut an unsere erste trächtige Stute:
Der Geburtstermin näherte sich, und wir beobachteten die Stute um so mehr, um erste Anzeichen rechtzeitig zu erkennen.
Da uns damals gesagt wurde, dass die Anzeichen eigentlich immer auftreten und ein sicheres Zeichen sind, wollten wir sie auf jeden Fall sehen um der Geburt beiwohnen zu können.
Und tatsächlich, ca. zwei Wochen vor dem eigentlichen Termin ging es los.
Nachmittags, gegen 15 Uhr sahen wir die ersten Anzeichen.
Die Stute war sichtlich unruhiger, und ging etliche Male auf den Kotplatz, ohne dass sie tatsächlich etwas ausschied, legte sich dutzende Male hin und stand gleich wieder auf. Wusste nicht so recht ob sie im Stall bleiben sollte oder doch lieber raus gehen sollte.
Wir waren uns sicher die Geburt müsse gleich beginnen.
Gegen 22 Uhr Abends war dann immer noch kein Fohlen da.
Die Stute war zwar zwischenzeitlich schon wieder etwas ruhiger geworden, die Annzeichen waren aber immer noch da.
Da es Ende April und sehr kalt war, gingen wir Nachts auch alle paar Stunden in den Stall um das Cria, sobald es zur Welt gekommen wäre, abtrocknen zu können. - Doch es kam nichts.
Und so ging es ein paar Tage.
Nach ca. einer Woche waren plötzlich alle Anzeichen die auf die Geburt hindeuteten wieder verschwunden und wir sahen ein dass es ein Fehlalarm war.
Der Geburtstermin (340 Tage) war nun erreicht und es waren keine Anzeichen zu erkennen.
Nach einer weiteren Woche, begann alles wieder von vorne. Die Unruhe, das ständige aufsuchen des Kotplatzes,...
Mehrere Tage und Nächte gingen wir im Stundentakt zu den Stuten umd warteten auf die Geburt.
Doch es kam wieder nichts.
Irgendwann waren alle Anzeichen wieder weg, unsere Alpakadame war seelenruhig und wir zweifelten schon an der Trächtigkeit, da der 365. Tag nachdem Deckdatum schon überschritten war.
Jedoch, am 376. Tag der Trächtigkeit, lag, als wir Mittags in den Stall gingen, plötzlich ein kleines, gesundes Alpakacria vor unseren Füßen. - Die Stute hatte alles bestens alleine geschafft, und ihr hübsches Stutfohlen ohne vorherige Anzeichen zur Welt gebracht.
Als wir nämlich wenige Stunden vorher im Stall waren, waren keine Anzeichen zu erkennen, die auf die anstehende Geburt hingedeutet hätten.
Wir schätzen alle Alpakas so sehr, weil sie so individuell sind und so unterschiedliche Charaktere haben.
Und genauso sind eben auch die trächtigen Stuten. Manche kann man sehr leicht einschätzen, andere wiederum überhaupt nicht.
Gerade bei Erstgebärenden ist es in der Regel sehr schwierig, da sie es meist selbst nicht wissen wann es so weit ist.
Auch gibt es einige Stuten, die möchten absolut nicht beobachtet werden und wollen alleine sein. Auch das sollte man respektieren.
Eine kurze Abwesenheit von oft nur wenigen Minuten genügt dann schon und das Alpakafohlen ist schon geboren.
Die Geburt
Nachdem nun einige Anzeichen da waren, oder auch nicht, beginnt nun die Geburt.
Beginn der Geburt eines Alpaka Crias
Die Stute hebt ihren Schwanz und Nase des Crias schiebt sich langsam heraus. Hier ist Anfangs die Nase noch mit der Haut der Fruchtblase bedeckt.
Die Füße des Alpaka Crias kommen zum Vorschein. Oft erst ein Fuß, wie auch hier auf dem Bild. Dies ist kein Grund zur Panik, der zweite folgt gleich. Erst wenn schon der Großteil des Halses herausen wäre und der zweite Fuß immer noch nicht sichtbar wäre, bräuchte die Stute die Hilfe des Menschen.
Das zweite Bein kommt zum Vorschein. Die Beine kommen immer in gestrecktem Zustand heraus und der Kopf liegt dazwischen.
Diese Stute ist jetzt gerade von der Weide in den Stall gegangen.
Das die Stute wärend der Geburt hin und hergeht, ist ganz normal. Ältere und entspannte Stuten zupfen sogar manchmal ein paar Grashalme.
Die Stute sucht meist Anschluss zur Herde und geht hin und her. Durch das gehen und die Bewegung rutscht das Fohlen immer weiter heraus. Die Beine sind nun beide heraussen und der Kopf hängt nach unten.
Das Alpakafohlen sieht so auf den ersten Blick meistens recht leblos aus.
Bei genauerem hinsehen, macht es aber in Abständen von ein paar Sekunden tiefe Luftzüge. Die Nasenlöcher müssen jetzt von der Fruchtblase befreit sein. Wenn die Fruchtblase jetzt noch nicht von selbst gerissen ist, muss der Mensch helfen.
Die Stute geht oft immernoch im Stall oder auf der Weide hin und her und wartet auf die nächste Wehe
Wenn es sich um eine ruhige Stute handelt, kann man ihr jetzt bei den nächsten Wehen helfen und das Cria behutsam mit herausziehen und langsam zu Boden gleiten lassen.
- Jedoch auf Keinen Fall mit Gewalt ziehen!
Sollte es sich um eine sehr ängstliche Stute handeln, die Panik bekommt wenn man sich nähert - lieber in Ruhe lassen.
Je nach Stute kann es vorkommen, dass die frischgebackene Mutter ihr Fohlen jetzt nur kurz beschnuppert und als erstes auf die Weide geht und Gras frisst. Dies ist kein Grund zur Sorge, sie kommt innerhalb der nächsten 30 Minuten zurück und kümmert sich um ihr Cria.
Wenn andere (erfahrene) Stuten mit in der Herde sind, ist es oft der Fall dass sie sich jetzt um das Neugeborene kümmern. Sie stupsen es an, oder ziehen es an den Ohren. Dies weckt das Leben.
Wir trocknen, wenn wir bei der Geburt dabei sind, die Kleinen immer ab, entfernen den Rest der Fruchtblase und desinfizieren das Ende der Nabelschnur. Wenn die Nabelschnur sehr lang ist, wird sie etwas gekürzt. Ein paar Zentimeter müssen bleiben.
Festes abrubbeln macht die Crias fit. - Immer frische Handtücher benutzen, sie dürfen nicht nach anderen Tiere / Alpakas riechen!
Die Schutzkappen an den Klauen / Zehennägeln nicht entfernen, sie fallen von selbst ab.
Sie dienen zum Schutz der Mutter solange das Kleine noch im Bauch ist.
Wenn das Cria soweit munter ist, sollte man es mit seiner Mutter alleine lassen, damit die Bindung aufgebaut werden kann.
Die Dauer der Geburt
ist sehr unterschiedlich. Bei manchen Stuten fallen die Kleinen schon fast heraus, bei anderen kann es auch mal problemlos eine halbe Stunde oder länger dauern. Gerade wenn es ein großes Hengstfohlen ist wie auf den vorherigen Bildern, geht es meist etwas schwerer und die Geburt dauert länger.
Nach der Geburt dauerte es keine fünf minuten bis das Kleien Alpakacria stehen konnte. - Dies ist jedoch eher die Ausnahme
Die Nachgeburt
kommt meistens innerhalb der nächsten zwei Stunden.
Auch hier ist es von Stute zu Stute sehr unterschiedlich wie lange es dauert.
Erst wenn sie nach mehr als sechs Stunden noch nicht heraussen ist, sollte man den Tierarzt kontaktieren.
Die Nachgeburt schaut jetzt leicht heraus. Die Alpakastute presst stark. Es kommt oft vor, das sie sich ein paar Mal wieder zurückziet bis sie endlich ganzheraussen ist.
Die Nachgeburt ist nun heraussen und hängt nach unten. Die Nachgeburt darf nicht von Hand weiter herausgezogen werden. Es kann oft mehrere Minuten dauern, aber irgendwann fällt sie zu Boden.
Ist dies soweit alles überstanden, und das Fohlen steht, lässt die Stute ihr Cria trinken.
Dies kann auch oft nochmals ein Nervenaufreibender Prozess sein.
Manche Fohlen stehen eben sehr schnell und trinken innerhalb der ersten 15 Minuten die erste Milch.
Bei anderen widerum kann es viele Stunden dauern bis sie den ersten Schluck erwischen.
Hier sind auch alle Alpakastuten wieder verschieden.
Die einen bleiben geduldig stundenlang stehen, andere fressen lieber und gehen Schritt für Schritt weiter, so dass das Cria lange suchen muss und nur schwer trinken kann. Wieder andere legen sich hin und entspannen, und stehen nur jede halbe Stunde einmal kurz auf.
Alpakafohlen 2 Stunden alt
Ist jedoch der ganze Stress erst einmal vorbei, nimmt sich die Alpakastute erst einmal Zeit für Ihr Fohlen
Alpaka Cria erste Schritte
Die ersten Schritte sind oft mit vielen Stürzen verbunden. Doch die Kleinen lernen schnell
Alpaka Hengstfohlen am Geburtstag
Das Wichtigste Nach der Geburt
Das Euter der Stute:
Als erstes sollte kurz geprüft werden ob Milch eingeschossen ist.
Ist dies der Fall kann man das Fohlen bei seiner Suche bedeutend unterstützen wenn man die Wachspropfen an den Zitzen enntfernt und die Stute kurz anmelkt. - Jede Zitze kurz drücken, bis etwas Milch kommt, aber auf keinen Fall zuviel, sonst geht die wertvolle Kolostralmilch verloren. Das Cria kann dann die Milch riechen und weis gleich wo es Sie gibt.
Sollte keine Milch eingeschossen sein verständigen Sie ihren Tierarzt. Es gibt Präparate die den Milcheinschuss fördern.
Kolostralmilch:
Kolostralmilch bezeichnet die erste Milch, die die Stute gibt.
Sie ist sehr wichtig für das gedeihen des Fohlens, da sie Abwehrstoffen/ Antikörpern gegen Krankheiten enthält.
Jedes Fohlen muss eine Kolostralmilch bekommen!
Sollte die Stute ihr Fohlen nicht trinken lassen muss etwas Kolostralmilch von der Stute abgemolken werden.
Sollte die Stute keine Milch haben, kann man Kolostralmilch in Pulverform kaufen. Besser ist jedoch wenn man von einem Landwirt in der Nähe eine Kolostralmilch von Kühen bekommt. - Die meisten Landwirte haben Kolostralmilch eingefroren.
Das Cria
wie schon beschrieben trocken reiben und die Nabelschnur desinfizieren.
Bei kalter Witterung, Wind und Regen ist es ratsam dem Kleinen einen Fohlenmantel anzuziehen, oder es gegebenenfalls mit einem Föhn zu trocknen. - Doch bitte nichts übertreiben.
Machen Sie: "So wenig wie möglich aber soviel wie nötig!!!"
Es kann vorkommen das Alpaka Fohlen unbedingt ins Freie wollen, auch wenn es regnet und stürmt.
Fohlen die diesen starken Drang haben sollte man dann auch raus lassen, die Mutter muss natürlich folgen.
Dies hat die natürliche Ursache, dass die Fohlen immer in dunklen Bereichen die Zitzen der Mutter suchen. Bei Tageslicht finden sie dunkle Stellen natürlich leichter, als wie wenn rundherum sowieso alles schon recht dunkel ist.
Das Darmpech sollte in den ersten Stunden nach der Geburt herauskommen.
Kommt kein Darmpech hat das Fohlen auch keinen Hunger.
Das Darmpech mittels einem kleinem Einlauf mit lauwarmen Wasser zu entfernen ist vorteilhaft.